Periimplantäre Infektion

Die Studienlage ist eindeutig: Periimplantäre Infektionen sind ein offensichtliches Problem in der Implantologie. Die Prävalenz periimplantärer Infektionen zeigt deutlich, dass wirksame Prophylaxekonzpte dringend benötigt werden.

Verbreitung periimplantärer Infektionen

2006 zeigten Roos-Jansaker et al., dass nach 9–14 Jahren an 48% der Implantate eine periimplantäre Mukositis und an 6,6% eine Periimplantitis aufweisen. Ein Jahr später finden Renvert, Roos-Jansaker et al. an 59% der Implantate eine periimplantäre Mukositis, und bei 15% der Implantate eine Periimplantitis. 2008 attestieren Lindhe & Meyle [1] im Consensus Report der Gruppe D des 6th European Workshop Periodontology 50% der Implantate eine periimplantäre Mukositis und 12–40% eine Periimplantitis.

Ein systematisches Review von Derks und Tomasi [2] aus dem Jahr 2014 bestätigt diese Zahlen weitestgehend: Die Analyse 15 wissenschaftliche Publikationen, die auf Basis von 11 Studien entstanden waren, stellt eine durchschnittliche Prävalenz der periimplantären Mukositis von 43% (CI: 32–54%) und der Periimplantitis von 22% fest (CI: 14–30%).

Ursachen periimplantärer Infektionen

Implantate unterscheiden sich in ihrer Verankerung im Kieferknochen wesentlich vom natürlichen Zahn, der über den Wurzelzement und die parodontalen Fasern im Kiefer gehalten wird. Die Titanschraube verwächst hingegen direkt mit dem Knochen (Osseointegration). Für das Gelingen der Osseointegration kann die Zahnmedizin sehr hohe Erfolgsquoten vorweisen.

Am Implantat gibt es weniger Blutgefäße und Fibroblasten als am natürlichen Zahn. Auch das Narbengewebe um das Implantat unterscheidet sich von der Gingiva am Zahn. Der Abschluss zwischen dem periimplantären Weichgewebe und dem Implantatabutment ist nicht so dicht wie der des parodontalen Bindegewebes.

Damit ist das Implantat schlechter vor eindringenden Bakterien geschützt. Entsteht hier eine Entzündung, schreitet sie schneller voran als am natürlichen Zahn und kann leichter bis zum Kieferknochen vordringen. Als Risikofaktoren für periimplantäre Entzündungen (periimplantäre Mukositis und Periimplantitis) werden unter anderem eine schlechte Mundhygiene, Rauchen, ein unsaniertes parodontal-erkranktes Gebiss oder auch Mikrobewegungen des Implantats angenommen.

[1] *Consensus Report Group D, 6th European Workshop
Periodontology, JCP Suppl. 2008

[2] Jan Derks, Cristiano Tomasi: Peri‐implant health and disease. A systematic review of current epidemiology. Journal of Clinical Periodontology, December, 2014. 10.1111/jcpe.12334