Die Realität in Deutschland – Implantatpflege und -prophylaxe im Jahr 2017

Patientenbroschüre: Implantate brauchen Pflege

Die Zahngesundheit in Deutschland hat sich in den letzten zwanzig Jahren deutlich verbessert, wie die Zahlen der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) belegen. Zahnpflege, sowohl die häusliche als auch die professionelle, ist wichtig: Diese Tatsache ist in den Köpfen der Patienten angekommen. Doch wie steht es um die Pflege von Zahnimplantaten? Eine vom Aktionsbündnis gesundes Implantat kürzlich durchgeführte, nicht repräsentative Umfrage unter Zahnärzten und zahnmedizinischem Personal zeichnet auch 2017 noch ein etwas anderes Bild. 

Ob als Material harte Keramik oder das „Weltraummaterial“ Titan zum Einsatz kommt — mancher Implantatpatient mag den neuen Zahnersatz als „lebenslange Lösung“ begrüßen. Doch auch Implantate sind nicht unzerstörbar.

Oder genauer, das Implantatbett unterliegt auch weiterhin den Gesetzen der Natur. Die nachträglich geschaffene Verbindung zur künstlichen Wurzel ist sogar noch weitaus empfindlicher als die natürlich gewachsene zwischen Zahn und Zahnbett.

Und so sind – je nach Studie – mehr als 50% aller Implantate von einer periimplantären Mukositis betroffen und 12-40% von einer Periimplantitis, wie etwa eine europäische Konsensusstudie aus dem Jahr 2006 diagnostizierte. Besonders heikel dabei: Periimplantitis gilt momentan noch als nicht heilbar. Einmal an Periimplantitis erkrankt, kann vorbildliche Mundhygiene den Krankheitsverlauf aufhalten, jedoch nicht mehr umkehren.

Entscheidend ist also frühzeitige Prävention und Pflege von Anfang an. Diese setzt sich aus der Prophylaxe durch qualifiziertes Praxis-Personal einerseits und aus der häuslichen Pflege andererseits zusammen. Gerade hier wurden in der Umfrage deutliche Unterschiede offenkundig: Insgesamt vergaben die Prophylaxe-Profis an ihre Patienten nur die Note 2,3. Da mit der Aufklärung durch die behandelnde Praxis und der Compliance des Patienten im Wesentlichen zwei Faktoren die Qualität der häuslichen Implantatpflege beeinflussen, ist die richtige Vermittlung geeigneter Maßnahmen durch das Prophylaxeteam essentiell. Im Einklang mit der seit 2016 richtungsweisenden S3 Leitlinie* von DGI und DGZMK gibt auch das Aktionsbündnis gesundes Implantat Empfehlungen zur Implantatpflege:

Der Weg zur effektiven häuslichen Implantatpflege

  • Zur mechanischen Entfernung des Biofilms kann, je nach individueller Situation, die Verwendung einer Zahnbürste mit weichen Borsten vorgenommen werden.
  • Die Reinigung der Zwischenräume ist vorzugsweise mit Interdentalbürstchen und/oder mit speziell für die Reinigung von Implantaten entwickelter Zahnseide und speziellen Einbüschelbürsten durchzuführen.
  • Patienten sollen durch das Praxisteam auf den positiven ergänzenden Effekt von antibakteriellen Gelen und Mundspülungen hingewiesen werden.
  • Neben der professionellen Instruktion zur häuslichen Mundpflege sollte diese zusammen wiederholt und unter Einbezug der aktuellen Mundsituation mit dem Patienten eingeübt werden.

Empfehlungen für die Praxis

  • Häufige Recall-Termine, um Entzündungen bereits im Frühstadium zu diagnostizieren. Etwa die Hälfte der befragten Praxen setzt zwei Termine jährlich an, was der Mindestempfehlung des Aktionsbündnisses entspricht.
  • Entfernung des pathogenen Biofilms im Rahmen der Professionellen Zahnreinigung
  • Professionelle Implantatreinigung mit Scalern/Küretten aus Kunststoff, Karbon oder Titan, Luft-Pulver-Wasserstrahlgeräten, Schall-/Ultraschallgeräten, Interdentalbürstchen oder Zahnseide sowie anschließende Politur
  • Wichtig ist darüber hinaus neben der regelmäßigen zahn- und allgemeinmedizinische Anamnese bei Kontrollterminen auch die Erhebung der Lebensgewohnheiten des Patienten.

Zur Einhaltung und Durchführung dieser Maßnahmen hält das Aktionsbündnis gesundes Implantat eine Reihe von unterstützenden Angeboten bereit. Mit der Patientenbroschüre „Implantate brauchen Pflege“ und dem ImplantatPass stehen effektive Hilfsmittel für die Patientenkommunikation bereit. Der Umfrage zufolge greifen etwa 2/3 der befragten Zahnärzte und Prophylaxekräfte auf Broschüren zur Motivation zurück, neben der mündlichen Aufklärung sind auch Modelle beliebte Hilfsmittel. Auch für das Praxisteam stellt das Aktionsbündnis geeignetes Material zur Verfügung, so kann das kürzlich erschienene Kompendium „Step by Step“ die Einhaltung der internen Qualitätsstandards effektiv unterstützen.

Darüber hinaus können sich Praxen als ImplantatPflegeCenter bewerben. Für die Vergabe dieses Siegels verpflichten sich die Praxen zur Einhaltung fester Standards, die neben den oben angeführten Empfehlungen auch Fachpersonal, Räumlichkeiten, Instrumente und Material umfassen und die bestmögliche Aufklärung und Versorgung des Patienten gewährleisten sollen.

Das Aktionsbündnis gesundes Implantat setzt sich bereits seit 2011 für die Prävention von periimplantären Infektionen ein. Regelmäßige Arbeitstreffen mit Industrie, Fachverbänden, Fachverlagen sowie namhaften Wissenschaftlern und Experten der Parodontologie, Implantologie und Prophylaxe garantieren Aktualität und Praxisnähe der Empfehlungen. Ein wissenschaftlicher Beirat stellt die fachliche Relevanz und Qualität der Arbeit des Aktionsbündnisses sicher.

Mehr erfahren können interessierte Praxen im Fachbereich, auch Patienten können umfangreiche Informationen zu Implantat-Risiken und deren Vermeidung abrufen.

*Download der S3-Leitlinie als PDF

Erstveröffentlichung: Dental Barometer 5/2017

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